Risiko Produktentwicklung

Aber es könnte ja sein! – Über den Umgang mit Risiken in der Produktentwicklung

Die Produktentwicklung hat zum Wesen, dass etwas Neues erschaffen wird. Man beschreitet unbekannte Pfade und versucht diese mit der bestehenden Expertise zu gehen. Sie ist das Herzstück jeder innovativen Organisation.

Das ist eine attraktive Arbeit. Wer möchte nicht Neues erschaffen und einen Beitrag zum technologischen Fortschritt leisten?

Nun die schlechte Nachricht an alle Produktentwickler!

Wohl kann man die Realisierungschancen neuer Produktideen dank bestehender Expertise und innovativer Simulationsmethoden sehr gut vorhersagen, Fakt ist jedoch, dass die Produktentwicklung niemals frei von Risiken ist.

Befeuert wird dieses Dilemma noch, weil Produktentwicklungen zumeist einem Zeitplan des Kunden unterliegen, und man sich zu gewissen Zeitpunkten entscheiden muss.

Die 100% Sicherheit gibt es diesem Job leider nicht!

Aber, was heißt das nun für einen Entwicklungsingenieur?

Entwicklung ist ein iterativer Prozess und über zahlreiche Iterationsschleifen kommt man einer Lösung näher. Manchmal ist die 100% Lösung zum Zeitpunkt X noch nicht darstellbar.

Ich habe in meiner Laufbahn oft die Aussage von Ingenieuren gehört: „Aber es könnte ja sein!“

Das Problem bei dieser Aussage ist, dass sie zu keiner Entscheidung führt, sie ist die verbale Hintertür, sie ist die Ausrede um sich vor einer Entscheidung, und damit auch vor einer möglichen Konsequenz zu drücken.  

Umgang mit Risiken in der Produktentwicklung

Und nun kommt das Thema Risikomanagement ins Spiel.

Um einen kontinuierlichen Progress in der Produktentwicklung zu ermöglichen, braucht es über den gesamten Entwicklungszyklus einen systematischen Umgang mit Risiken.

Der Ansatz muss gelten alle Risiken weitgehend zu eliminieren und auszuschließen. Ist das nicht möglich, tritt Plan B in Kraft, nämlich das Risiko so weit wie möglich zu minimieren. Das Risiko muss nach dem Stand der Technik akzeptabel und vertretbar werden. Hier kommen dann statistische Methoden zum Einsatz.

Um den Umgang mit Risiken effizient zu bewältigen, benötigt man eine flexible und adaptive Herangehensweise, welche bei systematischen Risikomethoden wie frühzeitigen Risk Assessments und FMEAs beginnt, und bei Anforderungsmanagement, agile Projektmanagementmethoden und bei einer offenen Kommunikations- und Fehlerkultur im Unternehmen endet.

Bewusstsein und Akzeptanz für Risiken

Letztendlich ist die unternehmensweite Akzeptanz, dass Risiko ein unvermeidlicher Bestandteil der Produktentwicklung ist, ein wichtiger Bestandteil für einen erfolgreichen Umgang damit.

Wäre das Bewusstsein über diese Risiken in allen involvierten Bereichen gestärkt, so könnten viele Konflikte im Projektverlauf vorgebeugt werden. Das Verständnis für notwendige Änderungen am Produkt und manchmal auch eintretende Rückschläge wäre gestärkt.

Fazit

Produktentwicklung ist risikobehaftet, diesem Umstand muss sich jeder, der in einem Entwicklungsumfeld arbeitet, bewusst sein.

Produktentwickler zu sein bedeutet, einen adäquaten Umgang mit Risiken zu finden. Entscheidungen unter Vorhandensein von Restrisiken zu treffen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen.

Wer allerdings ein professionelles Risikomanagement praktiziert, der reduziert zum einen die Risiken, und für den seltenen Fall, dass ein Restrisiko tatsächlich eintritt, entlastet er sich, da es einen sorgfältigen Umgang mit eben diesen nachweist.

Durch einen proaktiven Umgang mit dieser Tatsache und einer gut durchdachten Strategie können Unternehmen die Chancen maximieren und die Risken minimieren.

Nach oben scrollen
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner